Stellungnahme für die Sammlung der Patchwork Gilde Deutschland e.V.
Monika Flake: Schattenspiel
Ausgestellt bei Tradition bis Moderne XI (2017)
131 x 107 cm (H x B)
Baumwolle
Nähen auf Papier und Streifenpatchwork; Quilten im Nahtschatten
Nach ihrem Grafik-Design-Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig ist Monika Flake (geb. 1960) seit 1985 tätig als Grafik-Designerin mit Schwerpunkt Technische Illustration, Technische Dokumentation, Gestaltung von Selbstlernmedien im Print- und Multimedia-Bereich. Ihr Interesse an allen textilen Techniken reicht bis in die Zeit als Teenager zurück, aber erst 2004 wird aus einem Entwurf für eine Seidenmalerei ein Quiltentwurf und der Quilt 2005 auch realisiert. Noch im gleichen Jahr nimmt sie erstmals an einem Quiltwettbewerb zum Thema „Mandala“ bei „Nadel und Faden“ in Osnabrück teil und sie beginnt, intensiv Gebrauchsgegenstände wie Decken, Kissen, Taschen etc. zu nähen.
Ihre Vorliebe gilt der Gestaltung von Art Quilts. Sie legt großen Wert auf eigenständige Entwürfe und probiert neue Ideen aus. „Gerne lasse ich mich auch von anderen textilen Techniken inspirieren und lasse diese in meine Quilts einfließen“, schreibt Monika Flake, die nie einen Kurs belegt hat.
Mit ihrem Quilts beteiligt sie sich seither an Wettbewerben und ist auch erfolgreich. 2011 ist ein besonderes Jahr: Ihre Arbeit „Aussicht“ zum Thema „Archi-Textur" gewinnt als Publikums-liebling den ersten Preis beim Main-Quiltfestival in Aschaffenburg und beim internationalen Wettbewerb des Europäischen Patchworktreffens in Ste Marie-aux-Mines (Frankreich), der unter dem Thema „Geflecht“ steht, wird ihr Werk „Unendlich“ angenommen und ausgestellt. Und 2013 schafft es „Geäst“ in die Ausstellung „Tradition bis Moderne X“ der Patchwork Gilde Deutschland e.V.
Zwischen 2012 und 2016 hat sie drei Einzelausstellungen und macht mit ihren „Textilen Farbspielen“, die sie 2014 bei der NADELWELT Karlsruhe oder bei den Patchworktagen 2016 in Celle zeigt, auf sich aufmerksam. Über ihre Art Quits schreibt sie, dass sie durch das Zusammenspiel der verschiedenen Muster eine räumliche Tiefenstaffelung erziele, die zusammen mit den Farbmustern und der Kompositionsstruktur zu teils rotierender Dynamik und enormer Plastizität führen.
Die kunstvollen Art Quilts von Monika Flake zeichnen sich meist durch netzartige Gefüge oder ein dichtes und sehr komplexes Spiel aus Linien und Flächen aus – kein Wunder, dass eine Grafik-Designerin großes Interesse an grafischen Mustern hat!
So ist es auch bei „Schattenspiel“, einem raffiniert ausgeklügelten optischen Verwirrspiel mit Linien und Flächen. Auf einem beige-hellgrauen Hintergrund verlaufen weiße, vertikal angeordnete Linien, die von in einem bestimmten Winkel schräg gestellten Geraden mit einem Farbverlauf von Hellgrau nach Schwarz geschnitten werden. Zusammen mit den fünf farbigen Streifen, die mittig über die ganze Länge von oben nach unten laufen und dem linearen Quilting in den frei gebliebenen Flächen, wirkt alles sehr geordnet, wie mathematisch-geometrisch berechnet und dennoch bilden sich Bereiche mit flirrenden Gefügen, mit scheinbaren Überlagerungen, Durchdringungen, Staffelungen und optischen Verzerrungen.
Dieser attraktive Kontrast wird durch den geschickten Einsatz der Farben, durch den trickreich angeordneten Verlauf der Linien und die gekonnte Aufteilung der Flächen hervorgerufen. Der Blick des Betrachters, der zunächst an den fortlaufenden Streifen entlang geführt wird, wird durch einen Lagewechsel der Streifen in eine andere Richtung gelenkt, die Streifen wechseln ihren Rhythmus, sind jetzt auch plötzlich unterbrochen.
Monika Flake erklärt dazu, dass ihre Quilts meistens aus einer Vorstellung im Kopf entstünden, die sie skizziert und am Computer weiter bearbeitet und entwickelt. Für den Entwurf von „Schattenspiel“ entsteht zunächst eine Skizze von senkrechten Linien mit Schattenwurf. Am PC nachgezeichnet, dupliziert, spiegelt und verschiebt sie Monika Flake so lange, bis sie zufrieden ist. „Steht der Entwurf, kommt die Entscheidung für Material, Nähmethode und Quiltmuster“, so die Künstlerin.
Monika Flake ist mit „Schattenspiel“ ein Quilt mit ruhig wirkender, überzeugender Gesamtkomposition gelungen, die auf traditionellen Elementen fußt, aber modern und mit Raffinesse interpretiert wurde. Er stellt unbedingt eine zeitgemäße Bereicherung der Sammlung der Gilde dar.
Quellen:
Tradition bis Moderne X – Quilts (2013), Ausstellungskatalog
Statement von Monika Flake
Gudrun Heinz, Mai 2017