Stellungnahme zu Schenkung von von Frau Dr. Berna Kirchner für die Sammlung der Patchwork Gilde Deutschland e.V. in Dezember 2019
Das Geschenk
Frau Dr. Kirchner war eine begeisterte Sammlerin von antiken Quilts, und ihre große Sammlung umfasste Exponate aus der ganzen Welt. Die Quilts waren zu Lebzeiten von Frau Dr. Kirchner im Museum Schloss Eringerfeld ausgestellt, und viele Gildemitglieder haben Gelegenheit gehabt, sie dort zu bewundern. Vor 5 Jahren wurde die Quiltsammlung aufgelöst und musste anderswo eingelagert werden. Ende 2019 musste der Nachlass von Frau Kirchner jedoch wegen des Verkaufes des Hauses eine neue Bleibe haben. Die Hausbesitzer wandten sich an das Kurpfälzische Museum Heidelberg, genauer das Textilmuseum Max Berk in Ziegelhausen. Die ganze Sammlung erwies sich als zu groß für die Kapazität des Museums, deshalb kontaktierte Frau Dr. Scherer die Deutsche Patchwork Gilde und bot der Gilde an, sich die Schenkung zu teilen. Es war eine großartige Chance für die Gilde, ihren Bestand an antiken Quilts zu erweitern. Insgesamt haben der Nachlassverwalter, Museum Max Berk und die Deutsche Patchwork Gilde durch aufwendige Aktionen geholfen, wertvolle alte Quilts für die Nachwelt zu rettet.
Anhand eines Kataloges mit sämtlichen Objekten in Frau Kirchners Sammlung wurde eine einvernehmliche Auswahl getroffen. So erhielt die Gilde 17 historische Quilts für ihre eigene Sammlung. Damit können diese Quilts eines Tages wieder einem textilinteressierten Publikum gezeigt werden. Ein weiterer Aspekt ist die Möglichkeit der Forschung in dieser alten Volkskunst in Bezug auf kultureller Herkunft, Materialbeschaffenheit, Musterentwicklung und Symbolvielfalt der unterschiedlichen Kulturen. Da Textil fast überall das Domäne der Frauen war und ist, gibt es gewiss Nachholbedarf in dieser Richtung. Je vielfältiger eine Sammlung in dieser Hinsicht ist, je eher schließen sich Lücken, und verwandte Eigenarten aus gleichen Kulturkreisen können sich ergänzen.
Sollte der Spruch: „Ohne Wurzeln, keine Zukunft!“ auch für uns Quilter gelten?
Amerikanische Quilts aus dem 19. Jh.
Der größte Teil der Schenkung – nämlich 9 Quilts – stammen aus dem USA oder England und sind alle in den Jahrzehnten 1880 bis 1900 entstanden. Im Katalog ist jeder Quilt ausreichend beschrieben hinsichtlich Herkunft, Nähtechnik, Muster- und Farbgestaltung. Die Quilts sind sehr differenziert beschrieben und für Menschen ohne textile Vorkenntnisse gut verständlich. Deshalb benötigen sie keine Ergänzungen, und sie sollen hier nur, mit der Original-Nummer aus dem Katalog, in ihrer jeweiligen Eigenart kurz erwähnt werden. Manche Quilts tragen auf Grund ihres Alters Gebrauchs- und Verfallsspuren. Eine Restaurierung ist aber nicht vorgesehen.
1-9: Victorian Crazy Quilt mit Zickzack Rand, 1880, handgenäht mit feinen Stickereien, aus wertvollen Stoffstücken. USA
2-2: Crazy Quilt, 1880, handgenäht und bestickt, aus Wolle, Seide und Samt. USA
2-4: Schachbrettdecke mit Dreiecksmuster, um 1890, handgenäht mit Schachbrett im Zentrum, aus Samt und Seide. England
4-8: Rhomben-Jo-Jo, vermutlich 19. Jh., handgenähte Jo-Jos aus Baumwollmischgewebe, maschinengequiltet. Herkunft unbekannt
5a-9: Pokal mit „Star of Bethlehem“, vor 1900, Applikationen handgenäht, Baumwolle. Canada
5-1: „Flower Garden“, um 1900, handgenäht aus Samt, Seide, Brokat, Baumwolle. England
8-7: „Windmill“, um 1900, handgenäht, bestickte Borten und Motive, Samt und Seide. USA
T1-2: „Victorian Quilt“, vor 1900, handgenäht, handbestickt und bemalt, Samt. USA
T2-1: Kutscherdecke, 1875, handgenäht, handgeknotet, Samt, Damast, Cord. USA
Amerikanische Quilts aus dem 20. Jh.
Eine kleine Gruppe in der Schenkung bilden drei jüngerer Quilts. Sie sind in der Motivwahl und die dazu passende Applikationstechnik, die pastelligen Farben, und durchgängig Baumwolle als Material, typisch für ihre Epoche. Die jeweiligen Texte von Frau Dr. Kirchner beschreiben gut und nachvollziehbar die Ausstrahlung der Motive und Farbgestaltung, die Nähtechniken und den Zustand der Exponate.
6-3: Schmetterlingsvariation, 1930ger, handappliziert, Knopflochstich, Baumwolle. USA
6-8: Rote Tulpen, 1930ger, handappliziert, mit Schwarz bestickt, Baumwolle. USA
6-13: „Dresden Plate“, 1920, handappliziert, maschinengequiltet, Baumwolle. USA
Quilts aus anderen Kulturräumen
7a-1: Tischläufer, kurdische Arbeit um 1850 hergestellt, 1999 in Anatolien, Türkei gekauft. Diese Technik wird heute noch besonders in den westlichen Teilstaaten von Indien, Kutch und Gujarat, im großen Stil verwendet, jedoch heute eher aus ausrangierten Kleiderstoffen gemacht. In der vorliegenden Arbeit sind schwere Vorhangstoffe und Reste von dickeren Kleidungstücken eingearbeitet. Die einzelnen Teile sind mit Bündeln von Fäden verbunden, die mit groben Sticke auf den Hintergrund festgenäht wurden. Die typischen indischen Elemente, die wir auch heute kennen, nämlich Goldstickerei und Shisha-Spiegel, waren damals schon gebräuchlich. Eine statische Gesellschaft ändert nicht so schnell ihre Mode!
7-5: Hohlguirlande aus Afghanistan aus dem 19.Jh. Diese Art von Hohlguirlanden trifft man vom östlichen Türkei bis Pakistan, oft als Schabracken oder Gardinen verwendet. Die Stickerei ist auch aus den Koraks bekannt. Eventuell sind die kleine Stoffteile in Ikat aus Seide.
7-12: Applikationsarbeit aus Indien, handgenäht um 1900, Pflanzengefärbte Baumwollstoffe, stark ausgeblichen. In der Literatur findet man kaum Hinweise auf diese Art von bildlichen Applikationsarbeiten aus dem Indisch-Nepalesischen Raum. Da Helle Eggebrecht, Sehnde, im Besitz von einem ähnlich gestalteten Wandbehang aus Nepal ist, 110 Jahre alt und in der Größe: 180 x 120 cm, und mit einer vergleichbarer Tiergestaltung, wie auf dem vorliegenden Wandbehang, handelt es sich vielleicht um einer Textilarbeit typisch für diesen Kulturraum.
7-16: Applikationsarbeit, gestaltet in klaren Farben: Weiß, Schwarz, Rot und Türkis und ein wenig Goldgelb. Das Schwarz lässt die Farben leuchten, und das Weiß bringt Tiefe in das Bild. Der Quilt stammt vermutlich aus Ägypten und wäre dann aus groben Leinen in der Zeltmacherstraße in Kairo von Männern per Hand genäht. Das Motiv ist streng islamisch, und es ist eine textile Nachahmung der Kachelmosaiken, die bis in die heutige Zeit an vielen religiösen und profanen Gebäuden zu finden sind.
Der Bibel-Quilt
Gu-3: Afroamerikanischer Quilt, 1960 als Auftragsarbeit für ein Museum von einer Afroamerikanerin handgenäht und handgequiltet, aus Baumwolle. USA.
Afroamerikanische Quilts sind von Nachkommen der Sklaven, sogenannte Afroamerikaner genäht. Manchmal deuten Spuren auf ihrer ursprünglichen Herkunft hin. Ihre Art zu gestalten wird manchmal mit dem Jazz verglichen, denn bei beiden Kunstformen wird über Themen und Grundelementen improvisiert. Asymmetrie und starke Farbkontraste, wie wir es von den afrikanischen Kleiderstoffen kennen, ist ebenso typisch.
Aus dem 19. Jh. sind nur zwei afroamerikanische Quilts bekannt, beide von einer ehemaligen Sklavin genäht, nämlich Harriet Powers (1837 – 1910) aus Athens, Georgia. Berühmt ist ihre Bibel-Quilt, 1886 genäht, mit biblischen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Der Quilt, der sich jetzt in der Gildesammlung befindet, ist eine viel jüngere ungenaue Kopie von Harriet Powers Bibel Quilt. Die 11 Bilder sind in den für Patchwork typischen Blöcken mit „Ecksteinen“ genäht. Größe und Einteilung der Blöcke sind frei und asymmetrisch gestaltet.
Schnuppe von Gwinner sagt uns folgendes:
„Gleichgültig an welchem Ort der Welt Quilts entstehen – geschaffen von einer Pionierfrau des 19. Jahrhunderts, einer indischen Bauersfrau oder einem Quiltmaker des 20. Jahrhunderts – immer bleiben sie ein Gegenstand, der nur durch die eigene Anschauung, in der direkten Gegenüberstellung von Objekt und Betrachter, in seiner ganzen Dimension erfasst werden kann. Mehr als nur ein Bild und mehr als nur eine Decke erfasst er alle Sinne, die im Photo oder der Beschreibung nur partiell angesprochen werden können.“
(Zitat aus: Gwinner, Schnuppe von: „Die Geschichte des Patchworkquilts“. Keyser Verlag 1987.)
Helle Eggebrecht
Künstler: unbekannt
Titel: o.T., ZickZackrand
Jahr: um 1880
Herkunft: Upstate New York
Maße: 167 H x 163 B cm (von Spitze zu Spitze)
Gattung: Victorian Crazy Quilt
Techniken: kleinteilig handgenäht, feine Stickereien
Materialien: verschiedene wertvolle Stoffstücke
Signatur: ohne Signatur
Rückseite: bunt bedruckte Baumwolle
Erhaltungszustand: sehr fragil und wertvoll, daher in Folie
Beschreibung:
Zahlreiche farbige Blocks wurden hier rautenförmig angeordnet und von Hand zusammengenäht. Anden Rändern ergeben sich daher dreieckige Stücke. Gefasst sind sie durch ein braunes Samtband, bestickt mit Strahlenbündeln. Auch der äußere Rand wirkt durch die Lanzettengestaltung außergewöhnlich und plastisch. Die Farbigkeit ist sehr harmonisch zusammengestellt, wobei Blau dominiert. Sehr interessante, kleinteilig gestickte Details von Blüten, Rauten, Paisley-Ornamenten und einem großen Schmetterling sind zu entdecken. Sie machen diese Decke zu einem besonderen, effektvollen Stück.
Künstler: E V R
Titel: o.T.,
Jahr: 1880
Herkunft: USA
Erworben: Antikmarkt in Harrisburg / Pennsylvania / USA
Maße: 206 H x 158 B cm
Gattung: Crazy Quilt
Techniken: handgenäht, aufwändig bestickt
Materialien: Wollstoffe, Seide, Samt
Signatur: E V R
Rückseite: Blumenmuster-Baumwolle, möglicherweise neu
Erhaltungszustand: sehr gut
Beschreibung:
Dieser Crazy Quilt stammt der Materialauswahl nach zu urteilen aus gutbürgerlichen Verhältnissen. 4 x 5 Quadratische Felder ergeben den Quilt. Die Stoffstücke wurden willkürlich aufappliziert, gepatched und alle Ränder aufwändig überstickt.Bestehend aus teuren Materialien, wie Samt, Seide und Wollstoffen, ist er reich bestickt mit Blumenmotiven, Vögeln, Anker, Hufeisen und Greenaway-Figuren, z.B. kleine Mädchenszenen, Eichhörnchen usw.. Besonders erwähnenswert sind das eingestickte Dollarzeichen für Geldsegen und drei ineinander verschlungene Ringe, für die Dreifaltigkeit. Ungefähr mittig ist die Arbeit signiert mit einem sehr fein gestickten Monogramm: EVR. Der breite Samtrand rahmt die Arbeit würdig.
Künstler: unbekannt
Titel: o.T., Schachbrettdecke
Jahr: um 1890
Herkunft: England
Erworben: auf Auktion in London, England
Maße: 160 H x 140 B cm, 170 H x 150 B cm mit Fransen
Gattung: Patchwork
Techniken: handgenäht
Materialien: Samt und Seide, schwarze Fransen
Signatur: ohne Signatur
Rückseite: ultraviolett karierte Wildseide
Erhaltungszustand: In Folie da sehr fragil und wertvoll. Originalzustand. Leichte Stoffzerfaserungen
Beschreibung:
Blickpunkt dieser Tischdecke bildet das handgenähte Schachbrett in der Mitte, was tatsächlich auf einem Spieltisch als Schachbrett benutzt wurde. Die Schachfiguren konnten direkt auf die Decke gesetzt werden. Das Schachbrett-Teil ist eingerahmt von einer breiten Borte und einer Reihe rot-ockerfarbener Dreiecke. Die Decke ist akkurat aus Dreiecken und Quadraten konstruiert, in den Materialien Seide und Samt von Hand genäht. Als wichtiges strenges Gestaltungsmerkmal wurde immer wieder eine Farbe mit Schwarz in Kontrast gesetzt. Die schwarzen Seidenfransen geben einen eleganten Abschluss.Sicherl ich wurde diese Decke in großbürgerlichen Kreisen für einen Salon bzw. ein Spielzimmer genutzt.
Künstler: unbekannt
Titel: Romben-Jojo
Jahr: o.J., vermutlich 19. Jhd.
Herkunft: ?
Erworben: ?
Maße: 145 x 90 cm
Gattung: Joho-Quilt
Techniken: maschinengequiltet, handgenähte Jojos
Materialien: Baumwollmischgewebe, Karos
Signatur: ohne Signatur
Rückseite: schwarze Baumwolle
Erhaltungszustand: ausgezeichnet
Beschreibung:
Die ungewöhnlich fein gearbeiteten Joho-Rosetten wurde auf einem Untergrund fixiert, der aus weiß-lachsfarbenen Romben gepatcht ist. Dadurch ergibt sich eine Grundstruktur im Hintergrund. Der Quilt ist gefüllt und von daher sehr kompakt. Die außerordentlich klein gearbeiteten Johos sind sämtliche aus sehr farbharmonisch ausgewählten Karostoffen genäht. Sehr zierlich appliziert ergeben sie eine Melange aus dunkel abgemischten, mineralischen Tönen. Eine starke räumliche Wirkung entsteht sowohl durch den Untergrund als auch die Johos.
Künstler: Unbekannt
Titel: Pokal mit „Star of Bethlehem“
Jahr: vor 1900
Herkunft: Nova Scotia / Kanada
Erworben:
Maße: 216 H x 176 B cm
Gattung: Quilt
Techniken: handgequiltet, sehr früh restauriert, daher an einigen Stellen mit Maschinenapplikation
Materialien: Baumwolle, rot - weiß
Signatur: o. S.
Rückseite: weiße Baumwolle
Erhaltungszustand: sehr gut erhalten, an manchen Stellen ist das Rot etwas mehr
Beschreibung:
Der „Star of Bethlehem“ in Quiltform geht zurück bis vor 1900. Im Zentrum steht ein 8-strahliger Stern, gemacht aus so genannten diamond shapes, aus rombenförmigen Teilen. So wirkt er wie eine Sternenexplosion. Im Zentrum der Gestaltung steht hier der amorph wirkende Pokal aus dessen Mitte der „Star of Bethlehem“ entspringt. Eine kristallin wirkende Struktur, bestehend aus zahlreichen, spitz zulaufenden Rombenformen. In der Wiederholung des Motivs bekommt die Arbeit etwas Strahlendes, Emphatisches im Ausdruck. Vermutlich wurde die Arbeit in den 50er Jahren restauriert, von daher wurden die handgenähten Applikationen nachträglich am Außen-Rand mit der Maschine fixiert.
Künstler: unbekannt
Titel: Elegant Flower Garden
Jahr: um 1900
Herkunft: England
Erworben: am Straßenrand in England
Maße: 117 H x 92 B cm
Gattung: Flower Garden Quilt
Techniken: handgenäht
Materialien: Samt, Seide, Baumwolle, Brokat
Signatur: ohne Signatur
Rückseite: schöne bedruckte Baumwolle, typisch für die Zeit
Erhaltungszustand: Rand und Rückseite erneuert.
Beschreibung:
Als „Grandmother’s Flower Garden“ bezeichnet man die aus Hexagonen zusammengesetzten Quilts, die wie ein Blumenbeet angeordnet sind. Die ersten Hexagon-Quilts tauchten in England schon um 1770 auf. Wegen seiner sechseckigen Form wurde er auch Honeycomb, also Honigwabe genannt. Sechs Blütenblätter um einen Blütenstempel angeordnet bringen je eine Blume hervor. Besonders edle Stoffe, wie Samt, Brokat und Seide machen den eleganten Charakter der Arbeit aus. Das tiefe Schwarz des Samtes läßt die Farbigkeit besonders schön aufleben. Hier kann man aufgrund des Materialverschleißes unter der Seide zum Teil das Papier erkennen, auf dem der Quilt aufgezeichnet und gearbeitet wurde. Mit einer rosa Kordel eingefasst, wirkt das Stück wie ein Ausschnitt aus einem Blumenbeet.
Künstler: unbekannt
Titel: Schmetterlingsvariationen
Jahr: ca. 30er Jahre
Herkunft: USA
Erworben: 210 H x 185 B cm
Maße: Quilt
Gattung: handappliziert, mit Knopflochstich umstickt
Techniken: Baumwolle
Materialien: o. S.
Signatur: Baumwollstoff wie Vorderseite
Rückseite: ausgezeichnet
Erhaltungszustand:
Beschreibung:
Dieser Kinder-Quilt ist eine typische Applikationsarbeit der 1930er Jahre. Die bunten Schmetterlinge sind alle von Hand appliziert und sorgfältig mit dem so genannten Knopflochstich umstickt. Das zumeist schwarze Stickgarn ergibt eine schöne Konturierung der Form, ähnlich wie in einem expressionistischen Gemälde. Jeweils fünf Schmetterlinge sind in einem Block angeordnet, jeweils zueinander. Nur der mittlere Schmetterling ist unterschiedlich positioniert, was der Arbeit etwas Leichtes, Zufälliges und auch belebend Lustiges verleiht. Die hübschen Baumwolldessins der 30er Jahre in unterschiedlicher Musterung verstärken noch diesen Charakter. Das türkisfarbene Raster und die Einfassung geben der Arbeit ihre Struktur.
Künstler: unbekannt
Titel: Rote Tulpen
Jahr: ca. 30er Jahre
Herkunft: USA
Erworben: Antikshop in Boston / Massachussets /USA
Maße: 220 H x 176 B cm
Gattung: Quilt
Techniken: typische Applikationsarbeit der 30er Jahre
Materialien: Baumwolle
Signatur: o. S.
Rückseite: Weiße Baumwolle, wie vorn
Erhaltungszustand: ausgezeichnet, Strahlende Farben, keinerlei Stoffalterung erkennbar,
Beschreibung:
Eine typische Applikationsarbeit der 1930er Jahre wurde hier in Szene gesetzt. Die roten Tulpen sind mit großer farblicher Strahlkraft in diagonale Carée’s appliziert worden. Alle Blüten und Blätterformen sind mit einem schwarzen Stich umstickt. Der Rand, umspielt von Wellenlinien in Rot und Grün wiederholt die Farbigkeit der Bilder. Als verborgener Glücksbringer wurde in jedes Feld von Hand ein dreiblättriges Kleeblatt gequiltet. Die feine rote Umrandung, ca. 1 cm breit.
Künstler: unbekannt
Titel: Dresden Plate (Dresdner Teller)
Jahr: 1920
Herkunft: USA
Erworben: Flohmarkt in New Hampshire / USA
Maße: 200 H x 165 B cm
Gattung: Quilt
Techniken: handappliziert, maschinengequiltet
Materialien: Baumwolle
Signatur: o. S.
Rückseite: wie Vorderseite
Erhaltungszustand: ausgezeichnet
Beschreibung:
Als Dresdner Teller bezeichnet man eine Margeritenblüten-Form, die auch an einen Teller erinnert. Er war eines der populärsten Quilt-Formen der 1920er und 30er Jahre. Er hatte zunächst viele Namen, wie Grandmother’s Sunburst, Friendship Ring, Aster, Dahlia oder Sunflower. Der populäre Name Dresden plate reflektiert die romantische viktorianische Ära, die gern dekorierte. Dresden war Zentrum dieses romantischen Zeitalters, nicht zuletzt wegen des Porzellans, dass ja bekannter Maßen eigentlich aus dem Nachbarort Meißen kam, reich dekoriert mit Früchten, Blumen und Vögeln. Die einzelnen Blocks können gerade, spitz zulaufend oder abgerundet sein. Die besondere Schwierigkeit dabei ist natürlich die runde Variante, die Rundung jedes einzelnen Blütenblattes. Bemerkenswert auch der Rand, gebildet aus aneinander gereihten Blütenblättern, nochmals hell einpaspeliert. Die feine Auswahl an blütenübersähten Baumwollmustern harmoniert farblich und verstärkt auf dem hellen Untergrund einen zarten, blumigen Eindruck.
Künstler: unbekannt
Titel: Upperclass Table runner (Tischläufer der Oberklasse)
Jahr: 1850
Herkunft: Kurdistan / Türkei
Erworben: gekauft in Anatolien 1999
Maße: 140 H x 65 B cm
Gattung: Patchwork Wandteppich
Techniken: Patchwork
Materialien: Materialmix
Signatur: o. S.
Rückseite: Die Rückseite und der Rand sind aus schwarzem Samt gearbeitet
Erhaltungszustand: gut erhalten
Beschreibung:
Die Geschichte der Kurden kann bis in die Anfänge der Antike zurückverfolgt werden. Ihre Geschichte gehört zu den Ursprüngen der Zivilisation. Entsprechend alt und groß ist die Erfahrung mit Textilien, insbesondere Teppichen. Diese vorliegende Arbeit ist immerhin mindestens 160 Jahre alt. Hier wurden wertvolle Stoffreste geschickt zu einem geometrischen Muster angeordnet und zu einem Tischläufer zusammengesetzt. Eine sehr aufwendige Handarbeit, die durch vielseitige Gold-Stickereien und das Anlegen von Bordüren sehr wertvoll wirken. Die Stoffe sind mit Goldfäden bestickt und kleine Spiegelpailletten eingearbeitet. Die Goldtöne kontrastieren mit ihrer grau-blau-roten Bordürenumrandung farblich. So wertvolle Stücke konnten sich nur wohlhabende Familien einer höheren Kaste leisten. Fraglich ist, ob der Samtrand später angebracht wurde.
Künstler: unbekannt
Titel: Hohlgirlanden
Jahr: 19. Jahrhundert
Herkunft: Afghanistan
Erworben: 168 H x 115 B cm
Maße: genähter und bestickter Wandteppich
Gattung: verschiedene Nähtechniken, sehr fein gearbeitete Kreuzstich-Stickereien
Techniken: im mittleren Teil
Materialien: Baumwolle
Signatur: o. S.
Rückseite: brauner Mollton
Erhaltungszustand: stark verblichen, vermutlich durch Sonneneinstrahlung, aber stofflich gut erhalten. Die Farben sind, möglicherweise auch durch späteres Ausbleichen erst so Ton in Ton entstanden
Beschreibung:
Dieser Wandteppich besticht durch seine verschiedenen Nähtechniken. Besonders bemerkenswert sind die hohl aufgearbeiteten Quadratbänder rechts und links entlang der mit Romben gestalteten Mitte. Die Quadrate wurden wiederum mit anderen, kontrastierenden Stoffen eingefasst und sind aufeinander farblich gut abgestimmt. Bemerkenswert sind auch die Kreuzstichverzierungen im Mittelteil, die besonders klein und fein gearbeitet wurden.
Künstler: unbekannt
Titel: Reittiere
Jahr: um 1900
Herkunft: Indien
Erworben: 90 H x 87 B cm
Maße: bestickte Applikationen
Gattung: handbestickt und handgenäht
Techniken: Baumwolle
Materialien: o. S.
Signatur: ohne Futter, man kann die verstochenen Fäden sehen
Rückseite: ausgezeichnet
Erhaltungszustand:
Beschreibung:
Diese reich applizierte und bestickte Arbeit zeigt Reittiere, wie Pferde und Kamele, aber auch Hunde, die symmetrisch aufgereiht aufeinander zulaufen. Die Szenerie erinnert ein wenig an die Arche Noah. Die Proportionen der Tiere entsprechend dabei nicht ihren natürlichen Maßen. Alles ist gleichwertig und gleichgroß dargestellt. Am äußeren, 15 cm breiten Rand sind auch Vögel, Elefanten und Sonnen aufappliziert. Alle Figuren sind handbestickt. Durch die Pflanzenfarbe ergibt sich eine homogene Erdfarbigkeit.
Künstler: unbekannt
Titel: Windmill on Black Velvet
Jahr: ca. 1900
Herkunft: USA
Erworben: 2011 auf einer Auktion in Manchester (Vermont), USA
Maße: 131 H x 152 B cm
Gattung: Quilt
Techniken: handgenäht und bestickt
Materialien: Schwarzer Samt und farbige Seide, viele, detailreiche Stickereien
Signatur: o. S.
Rückseite: schwarze Seide, rot maschinengesteppt
Erhaltungszustand: Sehr gut, bis auf einige Verschleißerscheinungen in den Seidenpartien.
Beschreibung:
Diese außergewöhnlich geschmackvolle Arbeit kontrastiert den schwarzen Samt mit den farbig abgestuften Windmühlenflügeln. Jeder Flügel entwickelt sich farblich von innen nach außen von hell nach dunkel nuanciert, Ton in Ton. Dabei wurden vorwiegend pastellige Töne gewählt. Das wirkt, als wäre ein Ton-Signal visualisiert worden. Im Zentrum eines jeden Flügels wurde eine Stickerei angebracht, die starken Symbolgehalt hat. So gibt es z.B. einen Pferdekopf, einen fünfzackigen Stern, ein gleichschenkliges Dreieck als Symbol für einen Architekten, eine auf dem Kopf stehende Eule, was ein Hinweis für eine Freimaurerloge sein könnte, aber auch viele verschiedene Blumenmotive. Die jeweiligen Blocks sind mit unterschiedlichsten Zierstichen umstickt bzw. verbunden. Außen ist die Arbeit mit zweifarbig abwechselnden Fransen eingefasst. Wahrscheinlich wurde sie als Decke genutzt. Die edlen Materialien von Samt und Seide lassen auf einen vermögenden Haushalt und einen guten Geschmack schließen, was nicht unbedingt immer zusammen kommt.
Künstler: Afroamerikanerin mit 11 Kindern in Louisiana
Titel: African Style
Jahr: 1960
Herkunft: Louisiana, USA
Erworben: 235 x 215 cm
Maße: Quilt
Gattung: handappliziert, handgequiltet
Techniken: Baumwolle
Materialien: o.S.
Signatur: Nessel
Rückseite: Sehr gut
Erhaltungszustand:
Beschreibung:
Diese zeitgenössische Arbeit wurde für ein amerikanisches Museum als Abwandlung einer Sklavenarbeit, um 1866 entstanden, nachgearbeitet. Die Geschichten sind biblisch inspiriert: Adam und Eva im Paradies mit der Schlange, die Geburt Jesus, das Abendmahl, der heilige Geist, Christi Himmelfahrt, Jesus am Kreuz, Kain und Abel. Insgesamt 11 Bildgeschichten werden auf diese Weise in den Applikationen erzählt. Insgesamt ist die Arbeit farblich sehr fein aufeinander abgestimmt. Die Figuren wirken dagegen eher naiv.
Künstler: Cleark + Hetrac
Titel: Victorian Quilt
Jahr: vor 1900
Herkunft:
Erworben:
Maße: 160 x 158 cm
Gattung: Quilt
Techniken: handgenäht, bestickt, handbemalt, handgeknotet
Materialien: Samt
Signatur: C L E A R K + H E T R A C
Rückseite: Original, feiner heller Baumwollbattist
Erhaltungszustand: ausgezeichnet
Beschreibung:
Dieses viktorianische Meisterwerk stammt der Signatur nach von Cleark + Hetrac. Die Namen sind in roten Versalien in eine Art „Rüssel-Schweinchen“ oben links im Quilt eingestickt. Sehr kleinteilig wurden Dreiecke und Quadrate aus feinem Samt aneinander genäht und sämtliche mit verschiedenen Sticharten umstickt. Aus der Distanz erkennt man ein diagonales Kreuz, entstanden aus 13 Sternen, deren Zacken durch das hellere Material aus den sonstigen harmonischen Erdtönen hervortreten. Die Besonderheit sind plastisch geformte Blumenstickereien, deren Köpfe aus Seidenstoff geformt sind, während das Blattwerk gestickt wurde. Der Quilt ist übersäht von Symbol-Stickerei: Fächer, Blumen, Herren-Schuhe, Damenstiefel, die amerikanische Fahne, etwas naiv daherkommende Menschenfiguren, Spiralformen, Herzen, Pferde aber auch geometrische Symbole. Alle stehen für einen besonderen Wunsch. Eine weiter Besonderheit sind die Malereien von Blütenmotiven und Schmetterlingen direkt auf den Samt. Die Motive sind in alle 4 Richtungen ausgerichtet, also verstreut aufgebracht. Hier wurde mit viel Sorgfalt gearbeitet. Der Quilt ist von hinten handgeknotet.
Künstler: unbekannt
Titel: Kutscherdecke
Jahr: 1875
Herkunft: USA
Erworben: in Maine / Neuengland auf einem Bauernhof entdeckt
Maße: 220 x 200 cm
Gattung: Quilt
Techniken: handgenäht, handgeknotet
Materialien: Samt und schwere alte Vorhangstoffe aus Damast, Ausbrennersamt, Cord
Signatur: ohne Signatur
Rückseite: original
Erhaltungszustand: ausgezeichnet
Beschreibung:
Dieses schöne Zeugnis viktorianischen Überschwanges diente als Kutscherdecke oben auf dem Kutschbock einer Droschke. Hier wurde offensichtlich die Reste-Stoffkiste eines großbürgerlichen Haushaltes geplündert, denn es handelt sich sämtlich um teure Brokate, schwere Damaste und Samt, der in einem viktoriansichen Haushalt für Vorhänge und Gardinen üppig zum Einsatz kam. Ausrangierte Teile wurden weiterverarbeitet. Diverse alte Patchworkmuster kamen hier zum Einsatz. Von den vier Blockstreifen sind die beiden mittleren in Log Cabin Technik gequiltet. Die edlen Stoffe ergeben trotz wilder Musterung eine schöne Farbharmonie.