Elke Klein

Stellungnahme für die Sammlung der Patchwork Gilde Deutschland e.V.

Elke Klein – Color Strips #1

Künstlerische Aussage:

Ich liebe es mit Farben und Stoffen zu arbeiten. Dabei reduziere ich das Muster, um das Wesentliche in meiner Komposition herauszuarbeiten. Schließlich erschaffe ich mit einfachen Quiltlinien ein ganzheitliches Bild.

Elke Klein kam vor 20 Jahren auf etwas ungewöhnliche Weise zum Quilten: Sie wünschte sich sehnlichst ein viertes Kind. Auf dem Heimweg von einem Arzttermin, bei dem der Arzt ihr erklärt hatte, dass ein weiteres Kind ausgeschlossen sei, kam Elke Klein mit Ihrem Mann an einem Patchworkladen vorbei, der auch Kurse anbot. Nach einem Blick ins Schaufenster erklärte sie ihrem Ehemann „Wenn klar ist, dass wir kein Kind mehr bekommen werden, fange ich jetzt an zu nähen!“ Und damit wurde Patchwork ein neuer, fester Bestandteil ihres Lebens.

Sie nimmt an Kursen von Dorle Stern-Straeter und Bernadette Mayr teil. Ihre „Grundausbildung“ als Patchworkkünstlerin jedoch hat sie bei Nancy Crow absolviert. Nancy Crow führte in den frühen 2000er-Jahren in ihren Kursen ein strenges Regiment: Sie verlangte, dass ihre Teilnehmer:innen mindesten 75% ihrer Zeit dem Patchwork widmen, am besten in Serien arbeiten und über immense Stoffvorräte verfügen. Der Schwerpunkt ihrer Kurse lag in improvisiertem Design, freiem Schneiden und dem Erstellen von textilen Strukturen. Wer in ihren Kursen bestehen wollte, musste bis tief in die Nacht arbeiten und am kommenden Tag teils harsche Kritik erdulden. Mit anderen Worten: Wer bei Nancy Crow nicht nur einen, sondern mehrere Kurse besucht hat, hat Biss. 

Mit der Zeit hat sich Elke Klein ihre eigene Technik erarbeitet: Sie schneidet Streifen in unterschiedlichen Größen und näht daraus Formen, die sie schrumpft, dehnt und dreht. Beim Arbeiten lässt sie sich immer aufs Neue inspirieren, weitere Formen auszuprobieren. Die ursprüngliche Grundidee wird so immer weiter ausgearbeitet. Daher arbeitet sie am liebsten in Serien, die von einer Grundidee ausgehend immer neue Umsetzungsmöglichkeiten aufzeigen. 

Ihre Stoffe färbt sie selbst. Die fertigen Arbeiten quiltet sie auf der Longarm. Dieser Arbeitsgang verlangt ihr am meisten ab. Sie konzentriert sich auf 5-6 Quiltmuster, aber auch diese erprobten Muster muss sie vor jeder größeren Arbeit erst wieder einstudieren, damit ihr die Arbeit auf dem eigentlichen Stück so gelingt, wie sie es sich vorstellt. Das Nähen macht ihr da eindeutig mehr Spaß und geht auch leichter von der Hand. 

Elke Klein arbeitet ausschließlich nach eigenen Entwürfen. Ihre Verbundenheit mit Nancy Crow zeigt sich auch darin, dass sie ausgewählt wurde, um an der Wanderausstellung "Color Improvisations II", die 2016 bis 2020 von der Künstlerin kuriert und organisiert wurde, teilzunehmen.  Inspiration und Rückhalt findet sie auch weiterhin in einer Künstlergruppe, die sich aus Schülerinnen von Nancy Crow zusammensetzt und einmal pro Jahr für eine Woche in Falera in der Schweiz zum gemeinsamen Arbeiten trifft. Daneben ist Ihr Mann ihre größte Stütze. Er fotografiert ihre Arbeiten für Kataloge und Wettbewerbe und unterstützt sie bei ihren Ausstellungen.

Color Strips #1 setzt sich aus 4 großen Flächen zusammen, die jeweils von grauen, versetzt angeordneten Streifenbahnen durchzogen werden. Die Bahnen sind abwechselnd mal breiter und mal schmaler. Die linke Seite wird von einer blauen Form beherrscht, die sich bis zur Mitte des Quilts erstreckt und dort auf die gelbe Fläche trifft, die die rechte Seite des Quilts dominiert. Die obere rote Fläche hingegen trifft die untere Fläche fast, aber eben nicht ganz. 

Das von Streifen geprägte Design gibt dem Quilt ein sehr strenges Aussehen, das an moderne Architektur erinnert. Die vier Farben Blau, Gelb, Rot und Grün erinnern an die  Gegenfarbtheorie von Ewald Hering, die als Alternative zur Dreifarbentheorie gilt und von der Beobachtung ausgeht, dass man sich Farbeindrücke wie „gelbliches Blau“ oder „rötliches Grün“ nicht vorstellen kann. Eine weitere Interpretationsmöglichkeit wäre, dass der Quilt die vier Persönlichkeitstypen nach dem DISG Persönlichkeitstest darstellt. Der Test unterscheidet die Menschen nach vier „Grundtypen“ und bezeichnet diese als Rot, Grün, Blau und Gelb. Die Künstlerin selbst macht keine Angaben dazu, warum sie diese Farben gewählt hat und lässt die Interpretationsmöglichkeiten offen. 

Die Arbeit war Teil der Ausschreibung „Tradition bis Moderne XII“ und wurde in diesem Rahmen vom Vorstand der Gilde als beste moderne Arbeit ausgewählt und für die Sammlung der Gilde angekauft. Der Quilt ist ein Beispiel dafür, wie Künstler:innen aus Deutschland von der Schule von Nancy Crow geprägt werden und durch diese Erfahrung ihre eigene Formensprache finden. 
 

Auszeichnungen - Preise

2018 - 14. Quilt Nihon, Japan - "Bronze Award" 
2018 - Quilts=Art=Quilts 2018, Schweinfurth USA - "First Prize"
2020 - 15. Quilt Nihon, Japan - "Seto Award"
2020 - 17. Quilt Nihon, Japan - "Juki Award"
2018-2022 - Quilt Nihon Japan - mehrere "Honorable Mention"

Einzelausstellung:
2019 - Patchwork Gilde Deutschland
2019 - Sainte-Marie-aux-Mines
2023 - PPM Brno

Teilnahmen:
"Color Improvisations II" - 2016 bis 2020 
Quilts=Art=Quilts, Schweinfurth USA - 2018, 2019, 2020
Quilt National, USA - 2017
Quilt Nihon, Japan - 2018, 2020, 2022, 2024
Tradition bis Moderne XII (Patchwork Gilde Deutschland)
Wettbewerb Sainte-Marie-aux-Mines - 2016, 2017

Quellen:

Interview mit Elke Klein
Katalog „Tradition bis Moderne“ Ausgaben XII  
der Patchwork Gilde Deutschland e.V.
Solo-Ausstellung bei der Patchwork Gilde Deutschland e.V. auf den Patchworktagen 2019 in Dinkelsbühl

Barbara Lange, September 2024